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aktualisiert: 01.01.2002

Geländespuren zu Emil Reuters zweiten Baukastenfabrik in Blumenau

Die zweite Reuter-Fabrik in Blumenau befand sich bis etwa 1890 am Ende der heutigen Wiesenmühlenstraße, im oberen Ortsbereich auf der sogenannten 'Insel'. Emil Reuter betrieb sie ab 1884 mit einem Kompagnon, Oskar Martin, der auf dem damaligen Grundstück 2b schon eine Spielwarenfabrikation hatte. Schon ein Jahr später setzte sich der Teilhaber mit der Firmenkasse nach Amerika ab 1).
Die 'Insel' wurde zum einem vom Flöha-Bogen, zum anderen von einem wahrscheinlich künstlich angelegten Mühlgraben begrenzt und bildete ein langgestrecktes Oval von ca. 600 m Länge und bis zu 200 m Breite. 1928 befanden sich drei Firmen an diesem Mühlgraben: Schneiders Stuhlfabrik (die ehemalige Reuter-Fabrik), Dietels Wiesenmühle und Engels Brettmühle mit Holzwarenfabrik 2). Es waren die einzigen Blumenauer Liegenschaften, die sich rechts der Flöha befanden.
Gespeist wurde der Mühlbach vom 'Oberen Wehr', dessen Reste noch heute vorhanden sind (Bild 1, 2).


Bild 1

Bild 2

Die letzte Ausführung bestand aus Beton und Stahl und muss demnach nach 1900 erbaut worden sein. Die maximale Stauhöhe dieses Wehres kann nach den noch vorhandenen Betonbegrenzungen des Abgangs (Bild 3) zu urteilen ca. 150 cm betragen haben. Da das Fabrikgebäude noch ca. 50 m weiter Graben abwärts liegt, könnte die Höhendifferenz möglicherweise sogar ausgereicht haben, ein oberschlächtiges Wasserrad oder eine Wasserturbine anzutreiben. Da Holzbearbeitungsmaschinen zu dieser Zeit bereits von Dampfkraft über Transmission angetrieben wurden, wurde mit der Anlage möglicherweise Elektroenergie erzeugt.


Bild 3

Bild 4

Bild 5

Wie jedoch das Wehr zu Emil Reuters Zeiten ausgesehen hat und welche Art, Größe und Leistung das Wasserrad hatte, konnte ich bisher nicht ermitteln.
Genau so wenig ist mir bekannt, ob Emil Reuter Wehr und Mühlgraben selbst anlegen ließ, zusammen mit den anderen Anliegern finanzierte oder ob beides schon vor seiner Ansiedlung existierte.
Außer dem Mühlbach-Abgang am Wehr ist heute nur noch am ehemaligen Zusammenflussmit der Flöha ein etwa 20 m langes Stück des Mühlbachs vorhanden (Bilder 4, 5). Von der Flöha abgetrennt durch einen schmalen Damm, bildet es bei normalem Wasserstand einen schmalen Tümpel. Deutlich ist noch die frühere Auskleidung mit Steinblöcken zu erkennen (Bild 6).


Bild 6

Bild 7

Man erreicht diesen Grabenrest, wenn man nach der Flöhabrücke links die Wiese etwa 50 m abwärts geht. Der große Rest des Grabens wurde wohl vom Reichs-Arbeitsdienst Ende der 1930er Jahre verfüllt.
Heute ist in dem Gebäude der ehemaligen Reuter-Fabrik wieder ein Holzspielwaren-Hersteller zu Hause (Bild 7) . Der Mühlgraben ist wieder unter Feldern verschwunden.

Joachim Kleindienst, Jan. 2002

1) Aufsatz 'Die Baukastenfabrik E. Reuter' von Regina Wolf in: Ulf Leinweber (Herausgeber) BAUKÄSTEN Technisches Spielzeug vom Biedermeier bis zur Jahrtausendwende
Drei Lilien Edition, S. 109

2) G. Lindner, Blumenau, in einer Beilage zum Erzgebirgischen General-Anzeiger, 1928
   
  Autor: Joachim Kleindienst