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Technologie: Trommelpolieren
aktualisiert: 23.09.2014

Trommelpolieren

Das Verfahren wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom böhmischen Holz- und Spielwarenhersteller Johann Schowanek für die Herstellung von Holzperlen für das böhmische Bijouterie-Gewerbe entwickelt oder doch angepasst. Auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1927 stellte er erstmalig mit dieser Technologie bearbeitetes Spielzeug aus (siehe u. a. den 'Perlmännchen'-Kasten) und erregte damit bei den großen Blumenauer Baukastenherstellern große Aufmerksamkeit .
In mehrjähriger Entwicklungsarbeit, die aber wahrscheinlich schon vor 1927 begonnen hatte, wurde bei L. Engel und E. Reuter in Blumenau parallel adäquate Verfahren entwickelt. Dabei wurden verschiedene Patente beantragt und erteilt. 1932 wurden von E. Reuter und wenig später von L. Engel die ersten Baukästen mit trommelpolierten Bausteinen auf den Markt gebracht. Die Firmen waren damit nahezu konkurrenzlos auf dem Weltmarkt und erzielten sehr gute Umsätze.

Trommelpoliertes Holz hat eine feine, seidige Oberfläche, die aber sehr schön griffig ist. Die Kanten bei Bausteinen werden durch das Verfahren selbst abgerundet. Sowohl die Farbe als auch der zum Schluss aufgebrachte Zaponlack dringen tiefer als bei herkömmlichen Verfahren in das Holz ein und machen den Baustein wasser- und stoßfest. Dadurch sind trommelpolierte Bauelemente wesentlich farbintensiver und vor allem haltbarer als herkömmliche. Lackabplatzungen können prinzipiell nicht auftreten.

Wie der Name bereits sagt, erfolgt das Verfahren selbst in Trommeln. Sie sind meist sechs- oder achteckig und wurden früher aus Holz hergestellt. Für ein optimales Ergebnis müssen sie in den verschiedenen Arbeitsgängen in einem bestimmten Winkel schräg gestellt werden.
In einem ersten Arbeitsgang werden die fertig zugeschnittenen, gefrästen oder gedrehten Teile gewaschen und dabei beschliffen. Dazu kommen Bimssteine in die Trommeln, die das eigentliche Schleifen und Polieren bewerkstelligen. Bimsstein ist relativ leicht und beschädigt das Holz deshalb nicht. Bimsstein wurde von den Blumenauer Baukastenfirmen vor dem Krieg aus Italien importiert.
Nach dem Trocknen erfolgt im nächsten Arbeitsgang das Färben durch Tauchen in farbige Beizen. Nach dem erneuten Trocknen kommen die Bausteine in die Lackiertrommel, immer eine Farb-Charge in eine Trommel. Das ist der technologisch anspruchsvollste Verfahrensschritt. Optimale Ergebnisse erreicht man bei einem Lackauftrag in mehreren Arbeitsschritten. Zuerst wird dabei ein Porenfüller eingespritzt, danach Lacke mit genau eingestellter Viskosität. In der Trommel befinden sich zusätzlich Stoffkugeln, die die Verteilung des Lackes verbessern und das Verkleben der Teile untereinander verringern. Die Anwendung der Technologie für einfache Holzklötzchen-Baukästen, wie sie in großem Umfang von der Engel-Baukastenfabrik und ihrem Nachfolger VEB Baukastenfabrik Blumenau hergestellt wurden, ist allerdings vom Spielwert her eher umstritten: Die Bausteine gleiten zu stark aufeinander, sodass sich kaum größere Gebilde damit errichten lassen oder sie dann doch bei der geringsten Berührung wieder einstürzen. Sehr gut eignen sie sich wegen der hohen Formbeständigkeit für gesteckte Baukästen, wie etwa die grandiosen Autobaukästen von Schowanek.


Poliertrommeln bei Schowanek oder tofa in Albrechtsdorf/CZ (Quelle: ext. Verweis)
   
  Autor: Joachim Kleindienst        Oktober 2007